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8. Jänner 2021

Öffentlicher Raum & Polizei

Im Frühjahr 2020 haben die Wiener Jugendzentren kritisch darauf aufmerksam gemacht, dass Jugendliche in Wien hohe Strafen für Aufenthalt im Öffentlichen Raum bekommen. 500 Euro oder mehr waren dabei keine Seltenheit. Das können sich Jugendliche nicht leisten, haben wir gesagt und viele Jugendliche begleitet und unterstützt, um Einspruch zu erheben. Viele Strafen wurden zumindest reduziert. Insgesamt wurden in Wien zwischen März und Juni 2020 12.400 Anzeigen erstattet. Der Anteil an gestraften Minderjährigen ist unbekannt.

Wie schaut es nun im neuerlichen Lockdown mit den Strafen aus? Unsere Jugendarbeiter_innen erleben die Polizei als sehr umsichtig im Umgang mit Jugendlichen im Öffentlichen Raum. Die Polizist_innen informieren über die aktuellen Corona-Bestimmungen und klären auf, statt gleich zu Strafen. „Jugendliche profitieren sehr davon, wenn Polizist_innen mit ihnen auf Augenhöhe reden und sich mit ihnen auseinandersetzen. Es freut uns sehr, dass die Polizei aktuell sehr umsichtig reagiert!“, freut sich Jugendzentren-Geschäftsführerin Ilkim Erdost über diese positive Entwicklung. „Die allermeisten Jugendlichen halten sich wie alle anderen streng an die Corona-Bestimmungen. Wir klären natürlich weiterhin Jugendliche über die aktuellen Maßnahmen auf und bieten ihnen Unterstützung bei der Krisenbewältigung. Dabei sind für sie online, im Öffentlichen Raum und mit starken Einschränkungen und Auflagen auch in den Jugendzentren-Standorten da.“ so Erdost weiter.

Freiraum, Mobilität, soziale Kontakte, Austausch mit Freunden und erwachsenen Vertrauenspersonen, Bewegung und Sport im öffentlichen Raum, sind zentrale, entwicklungspsychologisch bedeutende, stabilisierende Faktoren für junge Menschen. Soziale Kontakte sind eine wichtige Orientierungshilfe für Jugendliche bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit. Der Öffentliche Raum nimmt vor allem dann, wenn wir Besuche reduzieren sollen oder beengte Wohnverhältnisse gegeben sind, eine besonders wichtige Rolle für die Pflege von Freundschaften, für entlastende Gespräche und gegenseitige Stärkung ein. Der Öffentliche Raum hilft daher jungen Menschen, weiter zu durchzuhalten.

Wir beobachten, dass Mädchen seit Beginn der Corona-Pandemie deutlich seltener im Öffentlichen Raum unterwegs sind, als davor. Das bedeutet: Mädchen werden in ihren Handlungsmöglichkeiten deutlich häufiger eingeschränkt. Es wird große Anstrengung brauchen, den Öffentlichen Raum auch wieder zu einem gerne genutzten Freiraum für Mädchen zu machen.

Erwachsene Menschen haben mit ihrer Lebenserfahrung zumeist schon erfolgreiche Strategien entwickelt, um mit Krisensituationen umzugehen. Kinder, Teenies und Jugendliche haben allein aufgrund ihres Alters noch nicht sehr viele Bewältigungsstrategien entwickeln können, auf die sie nun zurückgreifen können bzw. entwickeln und erlernen sie gerade neue. „Junge Menschen brauchen jetzt Sicherheit, Perspektiven und Unterstützung bei der Krisenbewältigung. Hier müssen wir alle anpacken!“ betont Ilkim Erdost einmal mehr.

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