Dass ehemalige Jugendliche ihrem „alten“ Jugendzentrum einen Besuch abstatten, ist nichts Ungewöhnliches. Meist wird nett geplaudert und in Erinnerungen geschwelgt. Hin und wieder kommt es aber auch vor, dass sich ehemalige Besucher:innen mit einem bestimmten Anliegen an uns wenden und um Hilfe bitten.
So auch zu Frühlingsbeginn 2023, als eine ehemalige Besucherin zu uns in den Jugendtreff Eleven kam und nach Unterstützung fragte. Sie wolle eine Demonstration organisieren, um auf Missstände im österreichischen Gesundheitssystem hinzuweisen.
In einem Gespräch schilderte sie uns auch ihre Beweggründe. In Ihrem Freundeskreis gibt es viele Jugendliche und junge Erwachsene, die psychische Probleme haben und sich nicht ausreichend betreut oder auch nur gehört fühlen und deshalb stark am Gesundheitssystem zweifeln. Der traurige Schlüsselmoment für ihr Aktivwerden war der Selbstmordversuch einer Freundin, die zuvor zweifach von einem Krankenhaus abgewiesen wurde und die dringend benötigte Hilfe nicht erhalten hatte.
Der Freundeskreis, im Alter von 16 bis 25 Jahren, schloss sich zusammen und erstellte in einem ersten Schritt eine Website sowie einen Instagram-Account mit dem Namen @changefortheyouth, der mittlerweile über 4.500 Follower hat.
Gemeinsam für Verbesserungen eintreten
Zwei Demonstrationen wurden (bis Redaktionsschluss) von den Jugendlichen auf die Beine gestellt, bei denen wir sie begleitet haben. Für ihre erste Demo hat uns die Gruppe im Jugendzentrum besucht und wir haben gemeinsam ihre T-Shirts bedruckt.
Mit großer Bewunderung verfolgen wir die Entwicklung von „Change for the Youth“. Bewunderung deshalb, weil sie so engagiert, organisiert, kämpferisch, ideenreich und selbstbewusst in der Öffentlichkeit agieren. Es hat bereits mehrere Fernseh- und Radioauftritte sowie Berichte in den Printmedien gegeben. Ihre Stimmen werden in der Medienlandschaft und in der Gesundheits- und sozialarbeiterischen Branche immer mehr gehört. Sie werden zu Tagungen und Diskussionen eingeladen, stellen Anträge beim Schüler:innen-Parlament und nehmen an fachspezifischen und gewerkschaftlichen Fortbildungen teil. Darüber hinaus starteten sie auch eine Petition bei mein #aufstehn mit mehr als 22.000 Unterschriften (Stand September 23).
Um ihr Anliegen weiter verbreiten zu können, haben wir sie auch zu verschiedenen Veranstaltungen der Offenen Jugendarbeit eingeladen. Was das Thema psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen betrifft gehen „Change for the Youth“ mit gutem Beispiel voran. Es geht auch darum, von der Ohnmacht in ein gemeinschaftliches Tun zu kommen.
Hannah von Change for the Youth war auch unlängst bei CU tv zu Gast, um mit uns u.a. über psychische Erkrankungen zu sprechen. Hier geht es zum ganzen Beitrag: https://www.youtube.com/watch?v=oGqJ-Srs7qA
Jugendtreff Eleven