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28. Juni 2021

Ein lautes JA! für den Pride Month

Genderkompetente Jugendarbeit während der Pandemie

Eine Pandemie verändert (fast) alles. So auch die An- und Herausforderungen an die Jugendarbeit. Vieles ist schon darüber geschrieben und reflektiert worden und dennoch ist die Anpassung an diese unbekannte Situation einer Pandemie eine fortwährende. Nach sieben Monaten im erneuten Lockdown kam der Mai. Erste Lockerungen, der Juni bahnt sich an. Plötzlich ist es Sommer, weitere Lockerungen. Alles scheint in diesen ersten, richtig warmen Tagen des Jahres 2021 wieder leicht und fast alles scheint möglich. Aufbruchsstimmung überall.

Juni bedeutet aber nicht nur Sommer, Sonne und lang ersehnte Freiheiten, Juni ist weltweit auch der „Pride Month“. Dass es (noch) eines Monats bedarf, in welchem besonderes Augenmerk auf die Diskriminierung, (rechtliche) Benachteiligung und Herausforderungen der Lebenssituationen der LGBTIQA+ Community gerichtet wird, zeigt ein Blick auf die ebenso traurigen wie besorgniserregenden Entwicklungen in Ungarn und Polen, wo Repressionen gegenüber queeren Personen zunehmen und von staatlicher Seite nicht nur unterstützt, sondern gar forciert werden. Jugendarbeit kann ein wichtiges Instrument sein, wenn es darum geht, mit jungen Menschen an einer demokratischen, gerechten und solidarischen Zukunft zu arbeiten, wenn es darum geht, mit jungen Menschen Grundsteine für eine offene(re) und bessere Zukunft zu legen.

Der Verein Wiener Jugendzentren hat auch diesen Juni thematisch wieder schwerpunktmäßig dem „Pride Month“ gewidmet. In diesem Monat wird in der Online-Jugendarbeit und in der Arbeit in den Standorten vor Ort ein LGBTIQA+ - Schwerpunkt gesetzt. Ebenso wichtig wie diese besondere und schwerpunktmäßige Sichtbarmachung im Juni ist für und in der Jugendarbeit aber jene Arbeit, die täglich, quasi nebenbei und andauernd passiert.

In Gesprächen mit Kolleg*innen über die Vermittlungsarbeit rund um die Themen Identität(en), sexuelle Orientierung(en) und der lange Weg zu Gleichberechtigung unter den eingeschränkten Möglichkeiten einer Pandemie stellte sich wiederholt heraus: Das stärkste und wirksamste Instrument das wir als Jugendarbeiter*innen – in diesem wie in anderen demokratiepolitischen Kontexten – besitzen, ist das Gespräch und die Beziehungsarbeit.

Online-Kampagnen, das Gestalten von Innenräumen und Schaufenstern zum Thema, die Vorbereitung (in diesem Jahr in Kleingruppen) auf den gemeinsamen Besuch der Pride - all diese Aktionen führen in den meisten und besten Fällen zu Gesprächen und konstruktiven Auseinandersetzungen mit der Zielgruppe. Dabei brachten die bis anfangs Juni geltenden Einschränkungen aufgrund von Covid-19 vielleicht sogar Vorteile.

Längere Gespräche, Gespräche im 1:1 Setting oder Diskussionen in Kleingruppen waren in ganz anderer Intensität und Qualität möglich als in offenen „Normalbetrieben“ zu Nicht-Pandemie-Zeiten. Und immer wieder zeigt sich in diesen Gesprächen: Wenn wir es schaffen, einander im respektvollen Dialog zu begegnen, wenn Raum geschaffen wird für Fragen, für die Diskussion von Ängsten, wenn Sichtweisen nicht gleich verurteilt, sondern argumentativ besprochen und aufgebrochen werden, dann ist der Weg für ein emphatisches, solidarisches und respektvolles Miteinander geebnet.

Insofern hat diese Pandemie – wie so manches Mal – auch positive Begleiterscheinungen: Neben einem lauten Ja! zum Feiern des „Pride Month“ mit einrichtungsübergreifenden Aktionen, mit größeren und kleineren Events, Kinobesuchen, Workshops sowie dem gemeinsamen Besuch des Vereins der Pride gebührt eine ebenso lautes Ja! all den kleinen und großen, kurzen und langen, zufälligen und gezielten (pädagogischen) Gesprächen zu Gleichberechtigung für und Solidarität mit LGBTIQA+ Personen im Juni und im gesamten Jahr.

Vielleicht könnte man gar sagen: In all diesen Gesprächen und in der Beziehungsarbeit liegt eine manchmal vergessene oder aber zumindest unterschätzte Superkraft der Jugendarbeit. Beim Reden (und zuhören) kommen die Leute zusammen heißt es. Da ist wohl was dran.

Weitere interessante Blogbeiträge zur genderkompetenten Jugendarbeit:

Wir wollen einen Truck auf der Regenbogenparade | Verein Wiener Jugendzentren

Viele Farben, eine Jugend | Verein Wiener Jugendzentren

Ein Recap vom Pride Month 2021 findest du auf unserem Blog.

Susanne Sulig, 19KMH

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