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15. April 2020

TIKTOK

Eine Analyse des flash Mädchencafé

TIK TOK, so heißt die App jetzt, die früher unter Musical.ly bekannt war. Im flash Mädchencafé haben wir schon viel darüber gehört, aber intensiv damit beschäftigt und einen eigenen Account erstellt, haben wir uns erst Anfang 2020, als im flash die ersten TIKTOK Discos organisiert und die kleinen Clips in allen Ecken des Mädchencafés gedreht wurden.

 

Was ist TIKTOK?

„TIKTOK ist eine App, mit der man bis zu einminütige Videos aufnehmen und mit anderen Nutzerinnen und Nutzern teilen kann. Dazu können eine Vielzahl an Musikstücken, Effekten und Challenges genutzt werden, um zum Beispiel ein Playback-Video zum Lieblingssong zu erstellen oder aber auch etwas über sich selbst zu erzählen (#dasbinich).“1

Die Clips werden anhand ihrer Hashtags # kategorisiert und können unter „Entdecken“ gesucht werden. Zu jedem Hashtag und zu jedem Song zeigt TIKTOK automatisch in der ‚Für dich‘ oder ‚For you‘ Liste die beliebtesten Videos an.

 

Rechtliches

TIKTOK darf ab 13 Jahren genutzt werden. Unter 18-Jährige brauchen das Einverständnis der Erziehungsberechtigten.

Urheberrechte: Die auf TIKTOK verwendeten Lieder und Filmszenen sind natürlich urheberrechtlich geschützt und dürfen nicht einfach so verbreitet werden. Auch wenn es derzeit noch sehr einfach ist, Videos herunterzuladen, um sie auf Instagram oder YouTube wieder hochzuladen, sollte man hier besonders aufpassen. Im schlimmsten Fall kann das zu einer teuren Abmahnung führen.

Hier geht es zu den Empfehlungen von Safer Internet, um die Privatsphäre zu schützen und gegen Cybermobbing und Belästigungen aufzutreten.2


Sehen und gesehen werden

TIKTOK ist bei den flash-Mädchen* beliebt, die um die 13 Jahre alt sind. Die App ist für Mädchen* eine Möglichkeit der Sichtbarkeit und direkten Rückmeldung. Ihre kurzen, kreativen Videos sind entweder witzige Lippensynchronsprechclips, Tänze oder Statements.

Sie zeigen sich entweder alleine oder mit ihren Freud_innen, meistens zuhause oder im flash.
Sie folgen ihren Stars oder „TIKTOKER_innen“, die mehrere 100.000 Follower haben. Sie kopieren ihre Videos und verlinken sie, um Rückmeldungen dazu zu bekommen. Die Videos sind teilweise mit Filtern versehen oder mit Videoschnittprogrammen bearbeitet. Je aufwändiger gestaltet, desto mehr Rückmeldungen gibt es. Viele dieser Clips haben mehrere Hundert Aufrufe.

Für manche Mädchen* sind die vielen Klicks wichtig, sie steigern das Selbstbewusstsein. Nur so zeigt sich für sie, ob es ein gutes Video war, nicht nur der Inhalt ist dafür verantwortlich. Sie versehen ihre Videos mit beliebten Hashtags um auf die ‚Für Dich‘ oder ‚For You‘ Seite zu kommen. Ein Algorithmus entscheidet zwar, welches Video dorthin gelangt, aber damit hat das Video garantiert viele Views und Klicks. Die wichtigsten Follower_innen sind aber ihre Freund_innen und Schulkolleg_innen. Auf die Herzen und Kommentare freuen sie sich am meisten.

Um die Lebenswelt der Mädchen* und jungen Frauen* im flash zu verstehen, ist es wichtig diese Videos zu sehen und mit ihnen darüber zu reden!

 

Mädchen*bilder und auf TIK TOK

Jetzt tauchen wir ganz tief in die Welt von TIKTOK ein, um die Mädchen* im flash zu begreifen und einen Blick auf ihre Online Jugendkultur zu bekommen.

Auf TIKTOK haben sich Selbst-und Fremdbezeichnungen geformt, die in den Alltag der Mädchen* Einzug gefunden hat. Mit diesen Mädchen*bildern, die teilweise sehr heteronormativ, auf Kleidung und Aussehen reduziert und wenig konsumkritisch sind, können sie sich identifizieren oder von anderen abgrenzen. Die Abgrenzung wird hauptsächlich durch Mode und Darstellungen in ihren TIKTOK Videos gezeigt. Werte und Einstellungen werden dadurch wenig transportiert.

1 https://www.saferinternet.at/news-detail/ratgeber-was-eltern-ueber-tiktok-wissen-muessen/

2 https://www.saferinternet.at/news-detail/schritt-fuer-schritt-zu-mehr-privatsphaere-auf-tiktok/

Content Bild

 

Hier ist eine Auswahl und der Versuch einer Beschreibung mit Hilfe von Videos und dem Urban Dictionary.

VSCO Girls: Sind weiße, junge Mädchen*, die nach der Fotobearbeitungs-App „VSCO“ benannt wurden. Sie tragen gerne Scrunchies (dicke Haargummis), große T-Shirts, Muschelketten, weiße Turnschuhe oder Sandalen und eine Alu Wasserflasche. Ihnen ist Umweltschutz wichtig und vermeiden Plastik. Gerne tragen sie auch einen Rucksack einer schwedischen Marke.3 Hier geht’s zu einem englischen Erklärvideo.

EGirl: Ursprünglich kommt die Bezeichnung EGirl aus der Gaming Szene und war als Abwertung für Gamerinnen gemeint. Auf TIKTOK und Tumblr haben sich die Mädchen* den Begriff positiv zugeschrieben. Man erkennt sie an Perücken, dunkler Emo- Style, auffälliger Schminke mit Herzen oder Sternen unter den Augen. Gerne tragen sie gestreifte Shirts und tanzen einen speziellen Tanz.
Hier geht’s zum Analyse Video, das das Phänomen erklärt und auch die Gefahren nennt.4

Soft Girl: Hat ein betont feminines Auftreten, mag Haarschmuck und Kettchen. Trägt gerne Makeup und schminkt sich Herzen und Wolken auf die Wangen. Rosa und Pastelltöne sind wichtige Farben. Sogenannte „Mom Jeans“ und dicke weiße Turnschuhe sind ihr am liebsten. Soft girls sind sehr junge, meist weiße Mädchen*.5

 

In der(queerfeministischen) Mädchen*arbeit ist es nun unsere Aufgabe mit diesen Mädchen*bildern zu arbeiten und zu thematisieren, welche Rollenbilder oder Erwartungen damit transportiert werden, um nicht unreflektierte Stereotypen zu reproduzieren. Es ist wichtig die Mädchen* anzuerkennen und sie zu sehen, wie sie sind und sich gerne zeigen wollen. Ihre und andere Lebensrealitäten sind gleichwertig und sie sollen wählen, wie sie sein wollen, ohne jemanden damit zu schaden. Jugendkultur hat oft mit Mode, Marken, Konsum und Kapitalismus zu tun. Die damit eingehenden Vorstellungen von Weiblichkeiten*, Männlichkeiten* und Körpernormen, stecken sowohl in der „Onlinewelt“ als auch in der „Offlinewelt“ und daher bleibt die kritische Medienbildung ein wichtiger Teil der Mädchen*arbeit im flash.

Uns ist wichtig, dass sie sich angenommen und wertgeschätzt fühlen, egal ob Online oder Offline. Wir sind in unserer Online Jugendarbeit auf TIKTOK erst am Anfang und lernen die Möglichkeiten erst kennen. Ob sie uns eine Unterstützung auf der queerfeministischen Mädchen*arbeit sein kann, wird sich noch zeigen.



VIDEOS, die zum besseren Verständnis von TIKTOK beitragen

 

Einen großen Dank möchte ich den Mädchen* und jungen Frauen* aus dem flash aussprechen, die uns mit Insiderwissen versorgt haben und wir ohne sie nie diesen Einblick in TIKTOK bekommen hätten.


3 Definition im Urban Dictionary https://www.urbandictionary.com/define.php?term=VSCO%20GIRL

4 Definition im Urban Dictionary https://www.urbandictionary.com/define.php?term=egirl

5 Definition im Urban Dictionary https://www.urbandictionary.com/define.php?term=Soft%20girl

 

Magdalena Mangl, Leiterin flash Mädchencafé

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