Vergangenes Jahr habe ich an einem study visit in Finnland zum Thema „Developing Digital Youth Work“ teilgenommen. Es waren über 30 Teilnehmer_innen aus unterschiedlichen europäischen Ländern anwesend, darunter viele Jugendarbeiter_innen.
In den drei Tagen haben wir die digitale Jugendarbeit in Helsinki und Espoo kennengelernt. Sie haben uns ihre derzeitigen Schwerpunkte und Methoden präsentiert, die Räume gezeigt und noch zusätzlich unterschiedliche Vereine und Initiativen eingeladen, um ihre Tätigkeiten vorzustellen. Für mich war interessant zu sehen, dass die Jugendzentren sehr ähnlich zu unseren sind – Räume, Equipment, Öffnungszeiten, usw. Der Unterschied war, und zwar ganz offensichtlich, dass Finnland noch mehr Geld in die offene Jugendarbeit investiert. Gaming ist ein wichtiger Schwerpunkt der offenen Jugendarbeit in Finnland. Es geht darum Jugendliche, die viel Zeit mit Gaming verbringen, zu unterstützen. Viele Einrichtungen haben mindestens ein komplett ausgestattetes Gaming-Zimmer. Es gibt auch ein paar Einrichtungen die fast ausschließlich den Schwerpunkt Gaming haben. Ein Beispiel dafür ist ein (Jugend)Zentrum für Burschen, die Gaming süchtig sind, keine/kaum Freunde haben und/oder ganz wenig soziale Fähigkeiten haben. Mit ihnen wird auch therapeutisch gearbeitet.
Finnland hat auch sehr viele so genannte Makers Spaces, wo Jugendliche die Geräte wie z.B. 3D Drucker nicht nur ausprobieren, sondern täglich für unterschiedliche Projekte nutzen. Paradox ist, dass Finnland eine gut ausgebildete Bevölkerung hat und viel in Hi-Tech-Berufe investiert, aber es eine sehr hohe Arbeitslosigkeit unter jungen Erwachsenen gibt. Der Grund liegt an den Arbeitgeber_innen, die für die größten Software- und Videogame-Hersteller der Welt nur sehr erfahrene Menschen anstellen wollen. Deswegen hat die Stadt Helsinki eine Einrichtung, ähnlich wie spacelab, die jungen Erwachsenen Kenntnisse im Bereich Foto, Grafik, Video, virtuelle Technologie vermittelt sowie bei der Jobsuche hilft.
Uns wurde auch ein neues Modell des öffentlichen Raumes präsentiert, das sowohl Einkaufszentrum als auch Bücherei ist, Administration und Service verbindet und v.a. auch Jugendliche ansprechen soll. Sie nennen es Hybrid. Dieses Projekt ist mein Highlight, davon bin ich sehr inspiriert. Ich denke, dass sowas auch in Wien z.B. im 7./15. Bezirk gut funktionieren würde.
Marija Sabanovic, flash Mädchencafé